
Wusstet ihr,...

Wusstet ihr...
… dass der französische Premierminister Édouard Balladur am 13. September 1993 das Dekret Nr. 93-1074 erließ?
Dieses Gesetz legt streng fest, was in ein traditionelles Baguette gehört: ausschließlich Weizenmehl, Wasser, Germ oder Sauerteig und Salz. Zusatzstoffe, die das Kneten erleichtern, die Kruste besonders knusprig machen oder für eine intensivere Färbung sorgen, sind nicht erlaubt. Damit schützt Frankreich nicht nur die Qualität eines seiner berühmtesten Lebensmittel, sondern auch das handwerkliche Bäckerwesen und eine jahrhundertealte Backtradition.

Diese gesetzliche Regelung zeigt, dass es möglich ist, durch klare Vorgaben die soziokulturelle Identität eines Landes zu bewahren. Das Baguette ist mehr als nur Brot – es ist ein Symbol französischer Esskultur, das tief in der Geschichte des Landes verwurzelt ist. Die handwerkliche Herstellung wird durch solche Maßnahmen gefördert, anstatt von der industriellen Massenproduktion verdrängt zu werden.
Und das zeigt Wirkung: In Frankreich stammen mittlerweile wieder mehr Brote aus traditionellen Bäckereien als aus industriellen Großbetrieben. Das bedeutet nicht nur eine Sicherung der lokalen Infrastruktur, sondern auch die Schaffung und den Erhalt von Arbeitsplätzen. Kleine Bäckereien haben eine Zukunft, und das Wissen um echtes Handwerk wird weitergegeben, anstatt verloren zu gehen.
Vielleicht wäre ein ähnlicher Schritt auch in Österreich sinnvoll. Schließlich ist auch hier das traditionelle Bäckerhandwerk ein wertvoller Teil der kulinarischen Kultur. Eine gesetzliche Regelung könnte dazu beitragen, regionale Betriebe zu stärken und sicherzustellen, dass Qualität vor Bequemlichkeit und Massenproduktion steht.
Frankreich und Österreich sind beide EU-Mitglieder – ein solcher Schritt wäre also problemlos umsetzbar, wenn man es nur wollte.